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Liebe Schachfreunde,

mir bleibt noch das Vergnügen, von der ersten Bundesligarunde vom Sonntag, 19. Oktober, zu berichten.  Seltsame und gar schauerliche Ereignisse trugen sich an diesem Spieltag zu, aber gehen wir lieber chronologisch vor.

Trotz der in der Liga vereinbarten Doppelrunden mussten wir gleich zum Auftakt eine Einzelrunde bestreiten, da es aufgrund der Teilnehmerzahl pro Runde immer eine Mannschaft trifft. Auf dem Spielplan stand für uns die Begegnung gegen Pang Rosenheim, eine nicht zu unterschätzende Mannschaft, die uns in der Vorsaison noch mit 4,5 zu 3,5 bezwungen hatte. Doch auch wir hatten einiges zu bieten, denn erstens konnten wir in Stammbesetzung antreten, und zweitens hatten wir uns ja durch die Neuzugänge IM Robert Zysk und FM Christoph Eichler verstärkt.

Die ersten drei beendeten Partien endeten jeweils an den Schwarzbrettern nach relativ kurzer Spielzeit (21, 24 und 26 Züge) mit Remis, wobei wir in allen drei Fällen auf der Seite des Nachziehenden saßen. Beim Käptn selbst war etwas Glück dabei, nachdem der österreichische IM Kreisl in ungefährdeter besserer Stellung eine willkommene Punkteteilung anbot. FM Falk H. hatte an Brett 7 ebenfalls nichts gegen Remis einzuwenden, und Erasmus G. stellte erst nach der Partie fest, dass er einer in Fachkreisen bekannten Partie Hertneck-Karpov, Baden-Baden 1992 folgte, in der das Spiel leicht verflacht.

Die spannendsten Partien waren jedoch jene, in denen wir Weiß hatten. Mit Ausnahme unseres Spitzenbretts Stefan K, der eine wirklich von Anfang bis Ende überzeugende Partie vortrug, die schließlich in folgender Stellung mündete

Atlas-Kindermann /Position nach dem 40. Zug von Weiß:

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Ich traute meinen Augen kaum, als unser Stefan hier 40…a1D folgen ließ. War er denn etwa heimlich unter die Polygamisten gegangen? So etwas hätte ich von einem seriösen Großmeister nicht erwartet, doch leider konnte ich diesem Verdacht nicht weiter nachgehen, nachdem Valery Atlas die Partie anstandslos aufgab.

Doch auch am zweiten Brett machte ich so meine Beobachtungen, die mich im Grunde meines Herzens am Wahren, Schönen und Guten zweifeln ließen. Unser junger Hupfer Stefan B. packte nämlich gegen IM Fröwis in folgender Stellung eine ganz gemeine Idee aus:

Bromberger-Fröwis / Position nach dem 44. Zug von Schwarz:

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Scheinbar muss sich Weiß noch ganz schön nach dem Sieg strecken, nachdem der Freibauer auf e7 blockiert ist, und der Springer auf d5 ideal postiert ist. Es folgte jedoch 45.Tee1 mit der hundsgemeinen Idee 46.Teb1 nebst Tb4+!! und matt! Fröwis versuchte sich noch mit 45…Sb6, was ihm nach 46.Teb1 die Verteidigung Sc4 ermöglicht hätte. Doch nach dem genauen 46.Lc5 Sd7 47.Te4! (er wechselt auch noch seinen Plan) gab Schwarz auf.

An dieser Stelle muss ich gestehen, dass an diesem denkwürdigen Tag auch der Käptn ein paar Sekunden lang von Matt träumte:

Kreisl-Hertneck, Stellung nach dem 18. Zug von Weiß.

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Schwarz lässt natürlich 18…Sg5! folgen, und hätte sich gefreut, nach 19.dxe7?? oder 19.f4?? mit Sh3# Matt zu setzen, aber Weiß ließ natürlich einfach f3 folgen, und stand nach 19…Sxe6 leicht besser.

Den eigentlichen Vogel schoss aber unser Debütant Robert ab, der sich nach dem 22. Zug in folgender Stellung wiederfand:

Zysk-Berchtenbreiter / Stellung nach dem 23. Zug von Weiß

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Da Berchtenbreiter immer nur das Schärfste spielt, wunderte es niemanden, dass er sich soeben auf g3 bedient hatte. Es folgte natürlich 23.e5 und nun muss Schwarz noch mal mit ungewissem Ausgang investieren, denn gxh2+ Kh1 scheidet aus. 23…Txh2 24.exd6 Df8 (mit der unangenehmen aber leicht parierbaren Drohung Th1+). An dieser Stelle hätte am einfachsten fxg4 gewonnen, aber Weiß war schon stark in Zeitnot, und ließ stattdessen das Zwischenschach 25.Tae1+ folgen, das nach 25…Kd8 noch nichts verdarb. Wiederum war nun das simple fxg4 richtig, was erstens Dxg3 droht, und zweitens dem König ein Fluchtfeld auf f3 eröffnet. An dieser Stelle bekommt Houdini übrigens Herzrasen und zeigt +8,6 an. Aber das war noch nicht das Ende aller Abenteuer an diesem Tag. Denn nach dem Intermezzo 26.Lg5? Dh8 27.Lxf6+ Dxf6 28.fxg4 Dh4! ergibt sich folgende spannende Stellung:

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Man beachte den Turm auf a7 – Schwarz trägt einen Angriff mit nur zwei Schwerfiguren vor, aber wie gesagt Max Berchtenbreiter sitzt am Brett. Scheinbar gewinnt nun 29.Df3 überzeugend, doch als mitleidender Zuschauer (und sorgengeplagter Käptn) sah ich das Unheil kommen: 29…f5!. Ein höchst eleganter Sperrzug. In höchster Zeitnot muss Weiß nun etwas gegen die Drohung g2 unternehmen. Houdini sieht Weiß zwar sowohl nach 30.d7! als auch 30.Sxd5! immer noch im Vorteil, aber darauf verfiel Robert mit 30 Sekunden auf der Uhr nicht mehr, sondern fügte sich nach 30.gxf5? g2 31.Dxg2 Txg2+ 32.Kxg2 in ein Endspiel, das er nach 32…b5! wohl ziemlich rasch aufgegeben hätte. Doch auch Berchti ließ nun nach, und verdarb die Partie  nach 32…Dg4+ und einem weiteren Fehler zum Remis. Dabei hätte es ganz am Schluss noch spannend werden können:

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Nun ja was soll ich sagen, am Ende des Tages stand der Kampf mit 5:3 zugunsten von Zugzwang zu Buche, aber auch noch weil Markus Lammers ein schlechteres Endspiel nicht mehr halten konnte. Jedenfalls war dies aus Sicht des Mannschaftsführers ein gelungener Einstand, und wir freuen uns auf die Doppelrunde in zwei Wochen am 8./9.November im Kerschensteiner Schulzentrum im Lehel!

 

Käptn Gerry Hertneck

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