Mit 0:4 wurde die Auswahl der Mannschaft von Zugzwang für das Pokalturnier über die sprichwörtlichen Bretter gezogen. Sehr schade, aber durch Niederlagen lernt man bekanntlich am meisten...

Mit ein wenig Verspätung begann um 11:15 Uhr das Turnier. Versehentlich wurden die Bretter 3 und 4 farbvertauscht begonnen und nach kurzer Absprache wurde darauf verzichtet, diese zwei Partien neu zu beginnen. Somit spielte Sofia an Brett 4 mit Weiß (statt mit Schwarz) und ich an Brett 3 mit Schwarz (statt mit Weiß).

An dieser Stelle richte ich noch kurz ein großes Dank an meine Mannschaftskollegen Lars, Georg
und Sofia, die beim Auf- und Abbau tatkräftig unterstützt haben. Gerade auch deswegen, da insg.
acht Bretter aufzubauen waren – das Spiel Solln gegen Tarrasch fand ebenfalls bei uns im Bürgerheim
stattfand.

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„Full House“ – auf geht’s zur Runde 1 im Mannschaftspokalturnier
 
An Brett 1 (Lars T. mit Weiß) kam Lars gut aus der Eröffnung. Durch mangelnde
Besetzung des Zentrums mit Bauern (Schwarz hatte nur den Bc5 bei schwarzem Königsläuferfianchetto)
sah die Stellung nach den ersten Zügen (noch) ganz ok aus.

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Brett 1: Lars
 
An Brett 2 (Georg v. Z. mit Schwarz) zeichnete sich nach der traditionell eigentlich eher positionell geprägten Bremer Partie (1. c4/c5) mit beidseitigem Königsläuferfianchetto eine spannende Partie ab. Der Gegner attackierte das Zentrum mit seinem f-Bauern, Georg hielt dagegen. Es ließ sich aber zu dem frühen Zeitpunkt noch nicht sagen, wer hier Vorteil hatte.

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Brett 2: Georg

Sofia K. mit Weiß an Brett 4 entschied sich für einen Caro-Cann-Vorstoß (1. e4/c6; 2.d4/d5; 3. e5) und hatte somit zwar mehr Raum, ihr Gegner besaß jedoch auch nicht zu unterschätzende Kompensation, da sich abzeichnete, daß er die schwachen weißen Felder, welche die vorgestoßenen Bauern zwangsläufig hinterließen, wohl als Gegenstöße gegen den weißen Raumvorteil früher oder später wird nutzen können.
 
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Brett 4: Sofia
 
Nach sehr langer Zeit der Indischen Spiele gegen 1. d4 entschied ich mich mit Schwarz an Brett 3, nochmals das abgelehnte, klassisch-orthodoxe Damengambit mit Le7 zu spielen. Ich bekam relativ schnell Raum am Damenflügel und da der Gegner keine Hebel gegen meine Bauern dort setzen konnte, fühlte ich mich ganz wohl in meiner Stellung.
Gegen 13 Uhr waren an Brett 1 lediglich 8 Züge gespielt; eine Stunde zuvor waren es noch 7 Züge. Die Stellung wurde kompliziert und gestaltete sich hins. einer Kurzanalyse sehr schwierig. An Brett 2 ging es heiß her – Georg hatte den g-Bauern geopfert, hatte aber (wie ich dachte) gute Angriffsziele. Mir fehlte leider die Zeit, mich genauer in die Stellung hinein zu denken und nachdem ich feststellte, daß an Brett 4 Sofias Gegner mittlerweile gutes Gegenspiel bei evtl. aber immer noch ausgeglichener Stellung besaß, kehrte ich mit dem Wissen ans Brett 3 zurück, daß keiner von uns klar besser stand und der Mannschaftskampf sehr schwer werden würde.
Meine Stellung gefiel mir ganz gut, da ich nun auch in relativ offener Stellung den Läufer gegen den Springer hatte und mein Turm auf d5 die offene d-Linie besetzte, wohingegen meines Gegners Turm noch auf a1 stand. Was mir jedoch nicht so gefiel war meine sehr weit  fortgeschrittene Zeit (ca. 30 Min. hatte ich zu der Zeit mehr verbraucht als mein Gegner)!

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Brett 3: Torsten
 
Eine gute halbe Stunde später hatte der Gegner von Lars gefährliches Gegenspiel am Damenflügel erhalten. Vermutlich stand Lars etwas schlechter, jedoch noch nicht verloren.
Georg konnte den Bauern nicht zurück gewinnen. Die Partie sah leicht besser für den Gegner aus, aber wiederum fehlte mir leider die Zeit, mich genauer in diese komplizierte Stellung hineinzudenken.
Sofias Gegner stand ebenfalls mittlerweile ein wenig besser, da Sofia es nicht verhindern konnte, daß er einen gedeckten Freibauer auf c4 hatte bilden können. Meine Befürchtung, daß es sehr schwierig werden wird am heutigen Tage, schien sich zu bewahrheiten...
Ich stand leicht besser. Ich hatte mehr Raum, konnte aber keinen entscheidenden Angriff gegen die weiße Stellung durchführen, da der aktivere weiße König sehr gut verteidigte. An dieser Stelle habe ich mit dem Gedanken gespielt, Remis anzubieten, was mein Gegner wohl vermutlich zu dem Zeitpunkt auch dankend angenommen hätte. Da die anderen Partien jedoch unklar bis leicht schlechter standen, entschied ich mich zum Kampf. Houdini gab mir in dieser Stellung einen Vorteil von ca. 0,9 bis 1,1 Bauerneinheiten.
Gegen 14 Uhr hatte sich das Blatt endgültig zu unseren Ungunsten gewendet:
an Brett 1 stand Lars gar nicht mehr so gut und hatte darüber hinaus für 17 Züge nur noch rund 15 Minuten Zeit.
Georg stand auch nicht gut. Der Gegner erhielt Angriff und den Mehrbauern hatte er ebenfalls behalten können.
Sofia stand ebenfalls unter Druck. Am Königsflügel griff ihr Gegner an und behielt es sich vor, „zur Not“ auch noch mit seinem Freibauer c4 sehr unangenehme Stellungsmuster für Weiß parat zu halten.
In akuter Zeitnot (2,5 Min. für 8 Züge) habe ich in einer eigentlich ausgeglichenen Damenendspielstellung (laut Houdini) zweizügig und absolut unnötig einen Bauern weg gepatzt. Zehn Minuten später (mein Gegner hatte noch fast 1,25 Std. auf der Uhr) war meine Zeit im 39 Zug abgelaufen, jedoch reklamierte mein Gegner nicht, da er mich zweizügig Matt setzen konnte. Ich hatte absolut nichts mehr in den letzten Zügen zu Stande bringen können...
Eine weitere Stunde später (gegen 15 Uhr) hatten Lars und Sofia ebenfalls verloren; Georg stand auch auf Verlust. Kurz nach 15 Uhr streckte auch unser Brett 2 die Waffen.
0:4! Autsch! Aber gut, wir fallen, um wieder aufzustehen und wären wir nicht ausgeschieden, stünden wir sicherlich noch alle aufrecht und blickten mit voller Zuversicht auf das nächste Spiel im Pokalturnier. Aber die Münchener Mannschaftsmeisterschaft im Rundensystem gibt uns ja schon diese Woche wieder Gelegenheit, nach vorne zu blicken. Der Gegner heute war einfach zu stark, wie es Georg im Nachhinein sehr treffend zusammen faßte...
Trotz dieser vernichtenden Niederlage war es ein schöner Tag. Zum Glück waren alle Partien vor einem Fußballspiel des FC Bayern München, welches auf Leinwand übertragen wurde, beendet. Sonst wäre es wohl entschieden zu laut geworden im Spiellokal.
Mein Feedback zum Spiellokal ist daher das Folgende:
Das Spiellokal ist grundsätzlich gut für Mannschaftskämpfe geeignet. Problematisch wird es nur, wenn zeitgleich eine Übertragung eines Fußballspiels (insb. von Münchener Fußballvereinen in höheren Bundesligen) stattfindet. In diesem Falle könnte sich das Bürgerheim als ungeeignet, schlimmstenfalls sogar (je nach dem, wie viele Tore fallen und wie gut die Stimmung dementsprechend ist) als „Steilvorlage“, um in der Sprache des Fußballs zu bleiben, für einen in meinen Augen sogar berechtigten Protest des Gegners heraus kristallisieren.
Ich hoffe, wir können dahingehend eine Lösung finden, sofern Spieltage mit eben solchen oben erwähnten Fußballspielen kollidieren sollten.
 
Es grüßt euch
euer (trotz dieser schmerzlichen Niederlage immer noch bekennender) Schachfreund
 
Torsten Schoroth

 

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