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Liebe Schachfreunde, ich berichte kurz vom vergangenen Bundesligawochenende in München. Zu Gast hatten wir Tabellenführer Viernheim und die "ukrainische Nationalmannschaft", das ist der Spitzname der Mannschaft aus Wolfhagen, die von einem in Deutschland wohnhaften Ukrainer (Josef Resch) gemanagt wird. Gehandicappt waren wir noch dazu dadurch, dass user Spitzenbrett ein starkes Turnier in London gespielt hatte, und daher nicht verfügbar war. Ehrlich gesagt hatte ich daher die Kämpfe schon vor dem Wochenende innerlich abgeschrieben. |
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Am Samstag gegen Viernheim kassierten wir eine Null nach der anderen gegen die deutlich höherbewerteten Gegner. Ganz so hoch wollte ich nicht verlieren, aber es war dann am Ende schon egal. Der Käptn setzte an dem Spieltag übrigens aus. Dafür sprang Erasmus ein, der eine sehr spannende Partie gegen Dinnara Wagner ablieferte, die schlussendlich Remis endete.


Samstags in den dunklen Pullis v.l.n.r. die GMs Leonardo Costa, Dominik Horvath,Vitaly Kunin und Stefan Bromberger.
Also gingen wir am Sonntag gegen Wolfhagen um 10 Uhr mit neuen Kräften ans Werk! Doch erneut erwiesen sich die Gegner als zu stark für uns.

Sonntags in den dunklen Pullis v.l.n.r. die GMs Gudmundur Kjartansson, Stefan Kindermann und Gerald Hertneck.

Diesmal immerhin ein Pünktchen mehr, aber leider immer noch zu wenig, um auch nur in die Nähe eines Mannschaftspunkts zu kommen. Und doch gab es eine kleine Sensation: der Käptn gewann halb verdient mit seinen 62 Jahren gegen den russischen GM Motylev, der immerhin früher mal Elo 2700 hatte. Und dies war der erste Einzelsieg, den wir überhaupt in der Saison einfuhren! Aus 32 Partien. Daher war er auch psychologich wichtig: ja, man kann auch in der stärksten Liga der Welt ab und zu eine Partie gewinnen, wenn einem das Glück hold ist!
In der Tabelle sieht es auf den ersten Blick nicht gut für Zugzwang aus, denn wir stehen auf dem letzten Platz:

Doch bei genauerer Betrachtung haben wir schon gegen vier von fünf der Spitzenreiter gespielt, und nur einen Punkt Abstand zum Vorletzten und Drittletzten. Wir hatten einfach nur das Pech, dass uns zu Beginn der Saison die stärksten Gegner zugelost wurden (mit Ausnahme von Baden-Baden). Mit anderen Worten: es ist noch alles drin, wenn es um den Klassenerhalt geht, und wir geben uns nicht auf!
An dem Wochenende gab es drei weitere Besonderheiten. Erstmals traten wir mit unseren Mannschaftstrikots an, die wirklich super aussehen, aber leider gibt es kein Photo, weil wir aufgrund widriger Umstände zu kurz vor der Runde ankamen. Das Mannschaftsphoto wird aber auf jeden Fall nachgeholt!
Der zweite Vorfall: mitten im Match klingelte auf einmal ein Handy. Und zwar ein Spielerhandy das bei den Schiedrichtern abgegeben worden war. Es war also abgegeben, aber nicht ausgeschaltet, wie vorgeschrieben. Was macht man in so einem Fall? Noch dazu wussten die Schiedsrichter gar nicht, wessen Handy es war. Am Ende wurde meines Wissens keine Strafe verhängt.
Der dritte Vorfall. Es gab große Probleme bei der Partieübertragung der Wettkämpfe, wohl verursacht durch ein defektes Kabel. Dies veranlasste die Spielleitung, uns gleich eine heftige Buße anzudrohen. Das Problem lautet, dass der Gastgeber verpflichtet ist, für korrekte Übertragung und Aufzeichnung aller Partien zu sorgen.
Ganz zum Schluss kann ich noch berichten, dass der Käptn nach der Partie zum ersten Mal mithilfe eines Körperscanners auf unerlaubte Hilfsmittel untersucht wurde. Das war direkt nach dem Überraschungssieg gegen GM Motylev. Da musste ich natürlich gleich scherzen, dass die Kontrolle völlig berechtigt war, denn wir konnte es sein, dass ein alter Großmeister ohne Hilfsmittel gegen einen starken russischen GM gewinnt? Zum Gück wurde aber nichts gefunden...
Die nächste Runde ist dann am 10. und 11. Januar in Deggendorf, und dort sollten wir unbedingt unsere ersten Punkte holen.
Gerald Hertneck
Schachgroßmeister
Wie immer an dieser Stelle danken wir unserem Sponsor Roman Krulich, der uns seit Jahren unterstützt, und ohne den wir nicht in der Bundesliga spielen könnten!



